Die Geschichte der Klöppelspitze

 

  

Das genaue Jahr oder ein genaues Datum für den Beginn dieser handwerklichen Tätigkeit ist nicht auszumachen. Die ersten Klöppelarbeiten sind jedoch aus dem 14.Jahrhundert nachweisbar.

 

 

Die Klöppelspitzen entstanden aus der Posamentierarbeit. Das heißt aus Zierarbeiten wie Borten, Schnüren oder Quasten. Eine der Grundlagen war das Makramee. Wobei jedoch geklöppelte Spitze im Gegensatz zu Makramee nicht geknotet wird. Die andere Grundlage waren die Fransen am Abschluss eines gewebten Stoffstückes.

Zwei Jahrhunderte später bezeichnete man alle Arten von Klöppelspitzen als „Posamente“. Ganz gleich ob sie aus weißem Leinengarn, aus bunter Seide oder aus Gold und Silberfäden bestanden.

 

 

Was man allerdings mit Bestimmtheit sagen kann ist:

 

Das nur ein auf sich selbst stehendes, offengearbeitetes Gewebe, welches mit einer Nadel oder Klöppeln gearbeitet ist, wirklich als „Spitze“ bezeichnet werden kann.

 

 

Um die Fransen an dem Ende von Webkanten in Ordnung zu halten benutzte man „Knüppel“. Im Laufe der Zeit änderte sich die Bezeichnung auf „Klöppel“.

 

 

Zu Anfang wurden die Spitzen nur zu kirchlichen Zwecken gefertigt und verwendet. Es wurden dafür Metallfäden verarbeitet. Dabei wurden ganze Motive bzw. Bilder geklöppelt und zwar ohne das es dafür, wie heute üblich, eine Vorlage oder einen Klöppelbrief gab.

 

 

Ein weiteres Gebiet in diesem frühen Stadium dieses Handwerks war die Herstellung von Spitzen. Dies wurde vorwiegend in Italien getan. Das Wort „Spitze“ bedeutet Kante oder Zacke. Diese „Kanten“ bestehen aus einem Band von 1,5 cm bis ca. 9,0 cm Breite. Sie wurden benutzt um Wäschestücke zu verschönern. Auch hier war es am Anfang so das diese Muster dazu nur in den Köpfen der jeweiligen Klöpplerinnen vorhanden waren.

 

 

Erst später wurden die damaligen Maler bzw. Künstler gebeten ein Bild zu entwerfen oder einen Entwurf einer Klöpplerin in einer sauberen Form aufzuzeichnen.

 

  

Die nächsten erwähnenswerten Faktoren begannen mit dem Beginn der Buchdruckerkunst und der Erfindung des Spinnrades.

 

Wenn zu Beginn der Klöppelkunst nur sehr teures und kostbares Material verwand wurde so war mit der Herstellung der Spinnräder möglich einfacheres Garn zu verwenden. Gesponnener Leinenfaden wurde für die Spitzen nun eingeführt und gerne verwendet. Dadurch war es möglich die Kleidung zu verschönern. Etwa ab 1540 wurde damit begonnen. Am Anfang mit bescheidenem Gebrauch am oberen Hemdkragen. Später kamen auch der Rand des Kragens dazu sowie Manschetten.

 

Königin Elisabeth von England - 1585 Herzogin von Angouléme - 1575 Niederländisch - 1625

Im Laufe der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war der charakteristischste Teil der Mode die sogenannte Halskrause. In ihr konnte viel Spitze verarbeitet werden. Dies erforderte sogar das die zusammengedrängten Hemdkragen mit Löffelstielen verlängert wurden. Auch forderte die Mode das diese Krause steif ringsum den Hals abstand. Nicht umsonst wurden die Kragen als „Mühlsteinkrause“ bezeichnet.

 

In dieser Ära wurde über die Spitze folgender Begriff geprägt:

 

„la decoration de la persone“

 

Ich denke nicht, dass es einer Übersetzung bedarf. Die Menschen in dieser Zeit waren von Kopf bis Fuß mit Spitze wirklich dekoriert.

 

Je nach der Epoche wurden anderen Körperteile mit Spitze geradezu überzogen.

 

Im 16. Jahrhundert waren es die Kragen in den verschiedensten Formen und Variationen bei den Herren und Damen.

 

Im 17. Jahrhundert wurden darüber hinaus auch die Schäfte der Herrenstiefel und das Schuhwerk mit Spitze versehen, sowie die Bänder an den Hosenrändern oder extra angefertigte Kniemanschetten.

 

Die Damen ließen sich ihre Hauben mit Spitzen besetzen. Am Verbreitesten war die sogenannte „Stuart-Haube“.

 

Der allgemeine Kopfputz in diesem Jahrhundert war die Fontange. Ein treppenförmiges Drahtgestell welches mit Spitzen und Bänder besetzt ins Haar gesteckt wurde. Den Hinterkopf bedeckte man mit einer Haube an deren beiden Seiten lange Barben herunterhingen. An der Länge der Barbe und deren Verzierung konnte der Stand der Person abgesehen werden. Je kunstvoller die Barbe je höher der Stand.

 

Im 18. Jahrhundert werden durch die Mode horizontale Spitzenstreifen in der Kleidung vorgegeben. Durch Marie-Antoinette wird das „Fichu“ eingeführt. Ein drei-eckiges, auf den Schultern liegendes Tuch das mit 2 oder 3 Reihen Spitzen besetzt war.

Als Neuerung kommen in dieser Zeit noch der Spitzenfächer und der Spitzenschirm hinzu.

 

Im 19. Jahrhundert werden noch „Shawls“ (Schals) und die spanische „Mantille“, ein ganz aus Klöppelspitze bestehender halbrunder Umhang neu angefertigt. Die „Mantille“ wird auch heute noch nach Wunsch extra angefertigt von geübten Klöpplerinnen in Spanien.

 

Das 20. Jahrhundert wird geprägt von der freien Gestaltung auch in der Spitzenkunst. Bilder und dreidimensionale Kunstgebilde in allen Farben sowie die Herstellung von Schmuck aus Klöppelspitze forciert und vielerorts verwendet.

 

Die Buchdruckerkunst macht es möglich die Entwürfe der „Kants“ bzw. Spitzen für Klöpplerinnen in anderen Ländern auf Papier zu bringen und in größeren Mengen herzustellen.

 

 

Das erste deutsche Musterbuch erscheint 1561 in Zürich bei Christoph Froschauer. Dies ist die erste deutsche Vorlagensammlung die von einer Frau zusammengestellt wurde. Leider sind nur ihre Initialen überliefert, so das sie für uns eine Unbekannte bleibt. Es ist umso schätzenswerter das sich jemand, die für damaligen Verhältnisse schwierige Aufgabe, übernommen hat, eine Sammlung zu erstellen um der Nachwelt den Beginn einer Handwerkskunst zu überliefern. Sicherlich war es auch noch ein sehr teures Unternehmen.

 

 

Wie aus vielen anderen Werken ersichtlich konnten sich im allgemeinen im 15., 16., 17. und 18. Jahrhundert sowieso nur die reicheren Leute bzw. Adeligen diese Spitzenkunst leisten. So ist zu vermuten das auch die Dame die oben erwähnte erste deutsche Sammlung zusammenstellte, aus jenen Kreisen kam.

 

 

In dem Buch mit dem Titel „NÜW MODELBUCH“ hat die Schweizerin von den selbst erprobten Mustern 164 Beispiele vorgelegt. Im Vorwort macht sie ihren Sachverstand dadurch deutlich das sie selbst bereits zwölf Jahre lang Lehrtöchtern die Kunst des Klöppelns beigebracht hat. Sie erzählt auch das die Handarbeit erst 25 Jahre vor Erscheinen des Buches in der Schweiz bekannt gemacht wurde. Italienische Kaufleute sollen um 1536 solche Spitzen nach Deutschland und in die Schweiz importiert haben.

 

 

Mit der Herstellung von Mustern war es auch möglich Spitzenmanufakturen zu errichten. Nachdem man den gleichen Klöppelbrief mehrfach kopieren konnte, war es möglich viele Klöpplerinnen an dieselbe Arbeit zu setzen.

 

 

Zu erwähnen wäre hier, das auch in Deutschland sehr früh, nämlich im gleichen Jahr wie oben erwähntes Buch herauskam, eine solche Manufaktur aufgebaut wurde.

 

 

Vielen ist sicherlich der Name Barbara Uttmann ein Begriff. Sie gründete 1561 in Annaberg eine Klöppelschule um jungen Mädchen diese Kunst beizubringen. Sie selber erlernte das Klöppeln von einer protestantischen Klöpplerin aus Brabant. Später holte sie Arbeiterinnen aus Flandern hinzu und zeitweise beschäftigte sie 900 Klöpplerinnen um die verschiedensten Muster anzufertigen. Auch wenn sie das Handwerk nicht selber erfand und sie es auch nicht beherrschte , so hat sie sicherlich einen wesentlichen Beitrag geleistet, damit es den nächsten Generationen überliefert wurde.

 

Um die Einführung oder den Aufbau solcher Industrien ranken sich in vielen Ländern nette und aufschlussreiche Anekdoten. Es ist erstaunlich wie bedeutsam und schwerwiegend dieser an sich doch leichte Stoff, die „Spitze“, manche Regierung oder Wirtschaft eines Landes mitlenkte.

 

Zum Schluß dieses geschichtlichen Abrisses noch eine Bitte an alle interessierten Damen und Herren der Klöppelspitze:

 

Wenn Sie alte Geschichten und Geschichtchen um Klöppelarbeiten besitzen oder davon vielleicht sogar Bilder vorhanden sind, würde ich mich freuen diese bekommen zu können.

 

 

Viel Freude weiterhin mit diesem alten Kunsthandwerk wünscht Ihnen

 

 

Helga Reh  

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